Tom Johanson about Depression

Tom Johanson über Depression

This German article from "First Heal The Mind" (Zuerst heile den Geist) 

is taken from

http://www.rainbowarts.de/heilen/depression.htm

a web site about alternative approaches to depression (in German)

Aus: "Zuerst heile den Geist" von Tom Johanson

Während der ersten Jahre meiner Heilertätigkeit wurde ich oft von Menschen aufgesucht, die mir sofort mitteilten, sie litten unter Depression. Anfangs und auch noch viele Jahre lang war ich sehr unsicher, wie ich dieses emotionale Problem behandeln sollte. Meine übliche Methode für Patienten mit geistigen Störungen bestand einfach darin, die eine und einzige Technik anzuwenden, die ich je gelernt hatte: das Handauflegen. Dennoch wußte ich intuitiv, daß dieser traditionelle und allgemein übliche Weg in diesem Fall unangemessen war und nur wenig Erleichterung erwarten ließ.

Als immer mehr Patienten mit dieser Störung zu mir kamen und in den meisten Fällen davon berichteten, daß sie bereits psychotherapeutisch, medikamentös und mit Elektroschock behandelt worden waren, ohne daß eine nennenswerte Veränderung eingetreten sei, wuchs meine Unzufriedenheit mit den eigenen ~ und, wie ich ja wußte, vergeblichen ~ Versuchen, das Problem zu lösen. Mein unerschütterliches Vertrauen und ein fast fanatischer Glaube an die Kraft der Geistheilung erzeugten in mir paradoxerweise ein so starkes Gefühl der Frustration und eine Störung meiner geistigen Verfassung, daß ich schließlich ebenfalls die Neigung zu ausgedehnten depressiven Perioden entwickelte. Ich wurde mein eigener Patient!

Ich glaube, daß es ohne Mühe und Anstrengung und ohne Schmerz keinen Fortschritt gibt und daß mein eigenes zunehmendes Verständnis und schließlich die Hilfe für das Problem der Depression durch meine eigene leidvo11e Erfahrung bewirkt worden ist. Auch ich war durch die private Hölle der Depression gegangen, so wie viele andere heute noch immer, und ich wußte ganz tief im Innern, daß überhaupt keine Hoffnung bestand, die Lösung des Problems in den Berichten und Theorien der medizinischen Forschung zu finden. Tatsächlich weist die medizinische Fachliteratur darauf hin, daß sich die Experten über die Definition der Depression nicht einigen können und daß auch für sie die Ursachen im Dunkeln bleiben. Sie stimmen jedoch überein, und das ist sehr wichtig, daß es einen Unterschied gibt zwischen dem alltäglichen Zustand der Verstimmung oder Niedergeschlagenheit, bei dem es sich lediglich um eine zeitweilige Erschöpfung handeln kann, und der ernsteren Form, die sie als klinische Depression bezeichnen. Leider versäumen es viele führende Psychiater, diesen Unterschied deutlich genug hervorzuheben, und aufgrund ihrer rein akademischen oder intellektuellen Betrachtungsweise eines in Wahrheit psychischen oder seelischen Problems ist auch keine Änderung ihrer Einstellung zu erwarten. Die Seele oder »Psyche« wird von den meisten Psychiatern und Ärzten kaum jemals als Ursache eines Konflikts angesehen ~ selbst wenn sie deren Existenz einräumen. Der tragische Zweifel der Praktiker an der Existenz der Psyche und die Tatsache, daß sie diese nicht als einen Bereich ansehen, der verwundbar und verletzlich ist, spiegelt sich in den Zehntausenden von Patienten mit geistigen Störungen, die ein sinnloses Leben innerhalb und außerhalb der Nervenkliniken fristen. Dieses entscheidende »Innere Selbst«, dieser »Computer des Bewußtseins«, ist die Quelle all unserer Hoffnungen und Ängste. Es kann, ebenso wie der physische Leib, einmal nicht richtig funktionieren. Das kommt immer wieder vor. Hierin liegt die Ursache, daß die Wissenschaftler zwar den Unterschied zwischen den beiden Formen der Depression wahrnehmen, aber dennoch nicht verstehen können, wie es dazu kommt.

An diesem Punkt muß darauf hingewiesen werden, daß bestimmte Arten der Depression auch durch einen schlechten physischen Zustand des Körpers verursacht und sehr wirksam durch die herkömmliche ärztliche Therapie behoben werden können. Aber ich möchte betonen - und dies ist das Leitmotiv des Buches ~ daß eine spirituelle oder seelische Depression nicht durch die orthodoxen medizinischen Techniken korrigiert werden kann, während in den Händen eines kenntnisreichen Heilers, der über genügend Erfahrung verfügt, kein Patient weiterhin von dieser schrecklichen und schwächenden Krankheit gequält werden sollte. Bei der klinischen Depression oder der seelischen Depression, wie ich sie lieber nenne, wird die Verzweiflung immer stärker und intensiver, bis selbst ein einigermaßen normaler Tagesablauf ganz unmöglich wird. Das Opfer entwickelt zuerst die Neigung, sich von der Außenwelt zurückzuziehen und verliert allmählich das Interesse am Essen, an den Menschen und an so selbstverständlichen Aktivitäten wie Lesen, Schreiben, Sprechen, Konversation. Keine Altersgruppe ist immun gegen dieses Problem. In seinem weiteren Verlauf können sich ernsthafte Konsequenzen ergeben. So taucht etwa immer wieder der Gedanke an Selbstmord auf, der sich bis zur Ausführung des Suizides steigern kann.

Die Tatsache, daß sich die Wissenschaftler offensichtlich darüber im klaren sind, daß die seelische Depression zwar eine der häufigsten psychischen Erkrankungen ist, daß es ihnen aber trotz feinster Analysegeräte und -techniken nicht gelingt, klinische Gründe für den Ausbruch zu finden, weist stark darauf hin, daß der Ursprung des Problems in einem Bereich liegt, der über die Körperlichkeit des Menschen hinausgeht. Es ist eine Tatsache, die allen für übersinnliche Einflüsse empfänglichen Menschen, Medien und Mystikern, bekannt ist. Sie haben auf einer bestimmten Stufe ihrer Entwicklung ähnliche lähmende Störungen erlebt, die ihren Ursprung im Seelisch-Geistigen haben ~ in einem Bereich, der von Psychiatern nicht ganz ernst genommen wird.

Der Keim des spirituellen Wesens, das in jeder Seele steckt, wird unaufhörlich nach Reife streben, bis schließlich ein Übergang vom einfachen Bewußtsein zu einer höheren Form spiritueller Wahrnehmung erfolgt. Paradoxerweise entsteht das Problem der seelischen Depression nur deswegen, weil der Mensch unfähig ist, für sich selbst zu entscheiden, wann er bereit ist, die uralte Weisheit der spirituellen Gesetze zu empfangen, in sich aufzunehmen und zur Grundlage seines Lebens zu machen. Es gibt viele unveränderliche Evolutionsgesetze, die außerhalb des menschlichen Bewußtseins wirksam sind oder es weit übersteigen. Wenn sie aber über lange Zeit hinweg allmählich seine Seele erleuchten und erheben, werden sie eine tiefere Erkenntnis oder Wissen in sein irdisches Leben bringen. Dieses Wissen hat nichts mit Intelligenz, Bildung oder Erziehung zu tun, sondern ist der direkte Einfluß des transzendentalen Geistes und auch verantwortlich für unsere intuitiven Einsichten. Nur in dem Stadium, bei dem der Mensch von seinem bisher irdisch-weltlichen Geisteszustand nach und nach in einen immer höheren Bewußtseinszustand übergeht, kommt es zur seelischen Depression. Der Prozeß verläuft extrem langsam. Nach dem Anfangsstadium werden die Anfälle von Melancholie zunehmend heftiger und anhaltender. Im Laufe dieses Kapitels wird deutlich werden, welche Erleichterung es bei diesen Anfällen gibt und daß diese widersprüchlichen Erfahrungen nur die Vorbereitung auf einen dauerhaften inneren Frieden sind und schließlich zur Bildung einer neuen Qualität des Bewußtseins führen, die alles bisher Bekannte übersteigt.

Wir sind daran gewöhnt, die Funktionen des menschlichen Geistes als Ausdruck von Gefühl, Phantasie, Überzeugung und kodifizierten Wissens zu betrachten, dabei haben aber diese Funktionen auch einen starken Einfluß auf den Körper. Die lange Geschichte psychosomatischer Störungen ist ein überzeugender Beweis für diese Verbindung. Viele Psychiater halten im Bereich des menschlichen Geistes die Funktion des Verstandes als die höchste seiner Kräfte. Verstand ist jedoch lediglich das Endprodukt von Beobachtungen und Wahrnehmungen, die im Geist auf die gleiche Weise entstehen, wie etwa ein Computer Antworten und Ergebnisse aufgrund eingegebener Daten liefert. Der Verstand kann keine andersartigen oder neuen Informationen hervorbringen, die über die zuvor aufgenommenen Daten hinausgehen. Der Verstand arbeitet deshalb nur auf einer Bewußtseinsebene. Es ist eine Ebene, die ausschließlich auf die physischen Wahrnehmungen begrenzt ist ~ eine Tatsache, die durch den erstaunlichen Erfolg der modernen Wissenschaftstechnologie bestätigt wird. Während der Aspekt »Verstand« des menschlichen Geistes bemerkenswert geschickt ist, durch Beobachtungen Daten zu speichern und logische Schlüsse zu ziehen, ist es ihm unmöglich, Bewertungen vorzunehmen, die höhere Ebenen des Geistes (des Spirituellen) betreffen, also beispielsweise eine hilfreiche Beurteilung über die Bedeutung philosophischer Inhalte vorzunehmen. Der Verstand kann nicht zu irgendwelchen Schlüssen über den Ursprung der Inspiration, der Wahrheit oder Schönheit, über den Sitz des intuitiven Wissens oder zu einer Begründung dafür kommen, warum der Mensch nach Wahrheit verlangt. Der Verstand hilft allerdings bei der Suche nach Antworten auf diese Fragen. Wir müssen also die Existenz eines ( niedrigeren) Verstand Geistes und eines (höheren) intuitiven Geistes anerkennen. Die höhere Ordnung kann die untergeordneten Ebenen erkennen und sogar erklären, sie selbst bleibt aber ein für die niederen Schichten völlig unzugänglicher Bereich. In Wirklichkeit besteht deshalb jeder Mensch im Grunde aus zwei Menschen, oder, in den Worten der Bibel, er ist ein »zwiefältig Teil«, eine Dualität. Da gibt es einmal den Menschen, den wir kennen. Er setzt sich zusammen aus Vorstellungen, Neigungen, Abneigungen, Wünschen und einem kodifizierten Wissen. Das andere ist der Mensch, den wir durch viele Leben hindurch suchen: das Innere Selbst.
Inwieweit ist der Mensch überhaupt »frei«, sein Leben zu gestalten ? Je mehr wir unsere Erfahrung und Umwelt betrachten, um so kontrollierter oder begrenzter scheint der Spielraum unserer »Freiheit« zu sein. Man denke nur an die Ungleichheit der Voraussetzungen der persönlichen Existenz! Da gibt es Menschen, die alle Vorteile besitzen, die das Leben nur bieten kann: Gesundheit, Geist und Wohlstand, der ein komfortables, sorgenfreies Leben ermöglicht. Für andere ist das Leben grausam und bedeutet einen endlosen Kampf um die bloße Existenz. Der Durchschnittsmensch hält das nicht nur für vollkommen ungerecht, es geht auch weit über sein Verständnis hinaus. 

Jeder stellt sich die bohrende Frage: Gibt es eine ausgleichende göttliche Ordnung? Welches Ziel und welchen wahren Zweck können wir erkennen ? Man wird sich auch fragen, ob es kein Entrinnen aus dieser demoralisierenden Lage gibt, die man sich ganz gewiß nicht selbst ausgesucht hat. Die Probleme und die Antworten sind in den verschiedenen oder nach oben strebenden Bewußtseinsebenen zu suchen. Obgleich, wie bereits erklärt, der intuitive oder höhere Geist sein niedrigeres Gegenstück zu beeinflussen und erleuchten vermag und das auch tut, ist es für die Vernunft oder die Verstandeskräfte ( sie gehören zur unteren Ebene) unmöglich, die höhere Ordnung zu verstehen oder auch nur zu erkennen. Dadurch entsteht der Konflikt, das Gefühl des Unbefriedigt- und Unglücklichseins. Es wird also durch den von der Umwelt konditionierten Verstand erzeugt.

Wie wir im weiteren Verlauf dieses Kapitels sehen werden, verfolgt der höhere Geist ausdauernd, beharrlich und unerschütterlich das Ziel, den niederen Geist durch Reinigung zur Höherentwicklung zu bringen. Das geschieht, indem er dafür sorgt, daß alles, was wir denken und tun, dem Absoluten Gesetz entspricht. Es ergibt sich daher eine deutliche Absicht. Sie besteht darin, daß der intuitive oder spirituelle Geist unaufhörlich nach Weiterentwicklung strebt, und das bedeutet eine ständig zunehmende Wahrnehmung der höheren Bewußtseinsebene.

Wenn der niedere Geist, der ganz auf die Ebene unserer endlichen Welt beschränkt ist - physisch, emotional und intellektuell ~ durch einen höheren Geist bedroht wird (und das geschieht unvermeidlich), der sich unablässig darum bemüht, sich auf einer immer höheren Wahrnehmungsebene zu realisieren, entwickelt er instinktiv eine fanatische Entschlossenheit, den Status quo aufrechtzuerhalten. Das heißt, es entsteht im niederen Geist ein starkes Verlangen, jeder Aufforderung zur Veränderung Widerstand entgegenzusetzen und sich weiterhin in dem Zustand zu behaupten, wie er schon durch zahllose Leben hindurch bestanden hat. Unglücklicherweise ist der niedere Geist in seiner Abhängigkeit häufig genauso stark, ja er scheint zeitweise sogar stärker zu sein als die höhere Ordnung. Auf diese Weise entstehen Konflikt und Konfrontation, die unvermeidlich eine Reihe von furchtbaren, schwächenden Störungen zur Folge haben. Dazu gehört auch als häufigste von allen - die Depression!

Die heimliche Krankheit
Probleme, Schmerzen und Enttäuschungen sind die unvermeidlichen Hindernisse und zugleich der Preis für den spirituellen Fortschritt des Menschen. Wir tauschen im Verlauf dieses Fortschritts ~ durch den das göttliche Gesetz wirksam wird ~ Unwissenheit allmählich gegen innere Wahrnehmung und uralte Weisheit. Es scheint zwar übertrieben, die schmerzlichen Lebenserfahrungen unserer Weiterentwicklung zuzuschreiben, aber woher sonst kommen die großen und kleinen Ängste des täglichen Lebens, wenn nicht vom Zustand der Unwissenheit, in dem unser Geist sich befindet ? Angstfreiheit ist nur in dem Maße zu erreichen, in dem die Erleuchtung von Innen fortschreitet. Die schwächenden Auswirkungen der seelischen Depression werden deshalb sogar noch schrecklicher durch Elemente der Unwissenheit und Angst, weil die Patienten keinerlei beruhigende oder nachvollziehbare Begründung erkennen können, warum sie unter diesen starken niederdrückenden und belastenden Stimmungen von Verzweiflung und äußerster Hoffnungslosigkeit leiden müssen. Zeitweise hegen sie den leisen Verdacht, daß sie unausweichlich auf einen Nervenzusammenbruch oder den Wahnsinn zusteuern. Dazu trägt noch wesentlich bei, daß der Arzt Schwierigkeiten hat, irgendeine Prognose über die Erkrankung des Patienten zu machen, denn der wahre Zustand ist oft verborgen oder verschleiert durch eine Reihe körperlicher Symptome wie Kopfweh, Magen. schmerzen und Krämpfe, schwere Erschöpfungs- und Spannungszustände usw. So bleibt das Problem zwar unterschwellig stets aktiv, es wird aber weder vom Arzt noch vom Patienten erkannt ~ in der Tat also eine heimliche Krankheit. Sobald einmal die wahre Natur oder, noch wichtiger, der Ursprung der Erkrankung erkannt wird, ist den Forschern klar, daß zwar

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physisch, emotional und intellektuell. Wenn er nicht nur  glaubte, sondern wüßte, daß sich seine Füße vom Moment seiner Geburt an auf eine genau vorherbestimmte, sinnvolle heilige Pilgerreise begeben, dann wäre viel von seiner Angst und  Furcht, vielleicht sogar die Anstrengung des Kampfes um bessere Bedingungen, von ihm genommen. Aber wäre der Mensch  dadurch besser und weiser? Das ist sehr zu bezweifeln.  Wir haben deshalb keine Wahl und müssen akzeptieren, daß  wir nicht nur Spielball des Zufalls sind, sondern unter dem  Schutz fundamentaler Gesetze stehen. Dadurch werden die  Freuden und Leiden des Lebens zu positiven Wegmarken, die  den Menschen über den Glauben an eine begrenzte Welt hin aus zur Wahrnehmung eines grenzenlosen Daseins führen. Die  älteste Überlieferung der Welt berichtet uns wiederholt, daß  wir uns nur durch Widerstand und Unglück weiterentwickeln  und daß der gesegnet sei, der um des Gesetzes der fortschreitenden Entwicklung willen leidet und durch sein eigenes  Bemühen Erfüllung findet.    Die Depression    Die ausführlichen Erklärungen auf den vorangegangenen Seiten über die Natur des Geistes und über die ruhelose Geschäftigkeit auf den Unterebenen des Bewußtseins sollten es dem  Leser hinreichend deutlich gemacht haben, wie und warum  Ir wollen uns deshalb  quälende mentale Konflikte entstehen. W.  jetzt mit dem richtigen Weg beschäftigen, wie Linderung für  diese Probleme zu finden ist.  Lassen Sie uns zunächst bestimmte gesicherte Tatsachen  über den Zustand des Glücks und der Zufriedenheit untersuchen und dabei nicht vergessen, daß wir zu dem Schluß gekommen sind, daß der Mensch grundsätzlich eine Dualität ist,   nämlich ein egoistisches Selbst und ein spirituelles Wesen, und  daß jeder der Aspekte durch seine eigene geistige Kraft aktiviert wird, wobei beide fähig sind, einen Glückszustand zu  empfinden, der der jeweiligen Natur angemessen ist.  Der Unterschied zwischen den beiden Aspekten des Geistes   besteht darin, daß der erste eine endlose Folge von Handlungen  zur Erreichung materieller Ziele ist, während der andere das   unaufhörliche Bemühen um eine höhere spirituelle Lebensweise darstellt. Jemand sagte einmal: »Das erfüllte Verlangen ist  von allen Stimmungen die am wenigsten zufriedene . . .((  Wenn wir aber diese Wahrheit bis ins Extrem fortsetzen,  ergibt sich daraus, daß alle Formen des Begehrens niemals den  Zustand vollkommener Befriedigung erreichen. Unvergängliche Befriedigung kann man nur in der tiefergehenden spirituellen Ordnung suchen, der gegenüber das Nicht-Spirituelle oder der Materialismus nur das Mittel zu einem bestimmten Zweck  ist. Wenn materielle Wünsche, auch wenn es sich dabei um  lebensnotwendige Bedürfnisse wie Nahrung, Kleidung, Obdach und alle Arten von Bequemlichkeit handelt, angemessen  erfüllt werden, haben wir damit nur das materielle Wohlbefinden des Menschen gesteigert. Wir haben für günstige Voraussetzungen gesorgt, unter denen sich ein gewisses Maß an  Glück einstellen kann. Beschwerden können entstehen, weil  die verbesserten materiellen Voraussetzungen aufgrund ihrer  eigenen Natur allmählich an Glanz verlieren, wenn man sich  nicht ununterbrochen darum bemüht, sie aufrechtzuerhalten.  Alle, die sich mit einer Utopie beschäftigen, machen immer  wieder den Fehler, daß sie versuchen, ihr höchstes Ziel schließlich in ihrer eigenen oder der anderer Menschen unmittelbaren Umgebung zu finden. Sie erkennen nicht, daß die  Umweltbedingungen nur für eine Folge von Erfahrungen oder spirituelle Möglichkeiten sorgen, die der Vorbereitung auf ein realeres Leben ununterbrochenen Glücks auf höheren Bewußtseinsebenen dienen. Wenn man das als eine logische Schlußfolgerung berücksichtigt, muß man akzeptieren, daß der Mensch aufgrund seiner dualen Existenz fähig ist, zwei Formen des Glücks zu empfinden. Eine ist die sinnliche, jedoch begrenzte Freude, die durch die Dinge der materiellen Welt ausgelöst wird, die zweite ist die tiefere spirituelle Erfahrung des unendlichen, grenzenlosen Selbst.

Aus diesem Grund gibt es prinzipiell zwei Arten von glücklichen Menschen in unserer materiellen Welt. Da ist einmal der Mensch, der ein Leben liebt, in dem weitgehend das niedere Selbst oder Ego dominiert. Er findet seine Lust und Befriedigung in der gegenständlichen Sinneswelt. Der andere ist der, der schließlich eine höhere Stufe der Bewußtheit erreicht und in der Lage ist, zwischen Illusion und Realität zu unterscheiden. Von dieser Ebene aus ist der spirituell bewußte Mensch in der Lage, seine Sinne weitgehend unter Kontrolle zu halten und nicht nur deren Wünsche oder Begier  den zu beherrschen, sondern auch zu erkennen, daß das Ziel dieser Begierden nur begrenzte Erfahrungen ( oder ein eingeschränktes Glückserlebnis) bringen würde, die unaufhörlich wiederholt werden müssen.

Dieses gleichzeitige Abklingen der Begierden während ihrer Erfüllung, das sich in regelmäßigen Abständen immer aufs neue wiederholt, war der Grund, daß man im Altertum das Ego als das Reich der Illusion bezeichnete. Es ist ein Irrtum, zu glauben, daß wir ein wichtiges Bedürfnis befriedigen. Tatsächlich handelt es sich dabei um eine Selbsttäuschung, wenn wir versuchen, damit unserem irregeführten Gefühl zu entkommen, das uns dazu treibt, uns unaufhörlich um ein Ziel zu bemühen, das nicht mehr als einen kurzen Augenblick der  Befriedigung verschafft. Ganz gleich, von welchem Aspekt wir geistig beherrscht werden, vom niederen Selbst oder vom höheren Selbst, wir werden immer eine Art von Glück erfahren.

Der Hauptunterschied zwischen den beiden Zuständen besteht darin, daß es sich bei dem einen um einen vorübergehenden Glückszustand handelt, während der andere der befriedigende Ausdruck des allmählichen Freiwerdens vom unersättlichen Ego und die Entdeckung des eigenen unendlichen göttlichen Selbst ist.

Viele Leser mögen sich fragen, warum dieser langwierige und schwierige Prozeß der Entwicklung von den niederen Bewußtseinsebenen zu den höheren überhaupt notwendig ist. Wenn wir bereits unendlich, ewig und göttlich sind, warum kann uns das nicht von Anfang an bewußt sein ? Warum können wir uns nicht stets der spirituellen Herrlichkeit im Innern sicher sein? Der Grund ist ein Gefühl für die Bedeutung, wie ich es einmal nennen möchte, oder ein besonderes Wissen um das Wesen der Dinge, das sich erst entwickeln muß. Wenn wir ununterbrochen in einer Sphäre unveränderlichen Lichtes lebten und nur diesen Zustand kennen würden, könnten wir dann die Bedeutung des Lichtes verstehen? Wie könnte das Licht das Gefühl von Schönheit, Freude und Behagen hervorrufen, wenn wir nicht zuerst die Dunkelheit erlebt hätten? Wie erkennen wir unsere eigene Unendlichkeit, wenn wir nicht den endlichen Zustand erfahren ? Welche Bedeutung hätten Friede und Freude ohne Schmerz und Trauer?

Zur Befreiung der Seele gehört auch das Kennenlernen der Natur aller materiellen und spirituellen Dinge. Das ist aber ohne die Erfahrung der Doppelnatur aller Dinge nicht möglich. Das erwähnte Gefühl für die Bedeutung oder das spezielle Wissen kann nur gewonnen werden, wenn wir in einen nur scheinbar endlosen Prozeß des Hinabsteigens in den grobstofflichen Bereich innerhalb der Grenzen von Raum und Zeit einbezogen werden.

Dieser Vorgang wird zu einem allmählichen Abstieg, zu einer Rückkehr der Seele, wobei das beschränkte Wissen des Ego oder des Selbstbewußtseins verwandelt und zum absoluten Wissen wird. Dieser »Heimweg der Seele«, der große Schwierigkeiten mit sich bringt, nimmt eine Erfahrung nach der anderen in sich auf. Die Seele macht sich dabei nicht nur unsere eigene Erfahrung zunutze, sondern sie gewinnt auch an Erfahrung, indem sie einen großen Teil von den Erfahrungen anderer absorbiert. Jede Seele, die einen Ego-Aspekt entwickelt, während sie auf ihrem Weg nach unten ist ( dieser ist notwendig, um ein Gefühl der Identität oder für die Bedeutung ihrer Existenz zu schaffen), erfährt eine allmähliche Befreiung ( von ihrem Ego-Aspekt) und ist unterwegs zur Entdeckung des Höchsten Selbst, der Göttlichen Seele. Aus diesem Grund spielen Behinderung und Begrenzung eine ganz wichtige Rolle bei der Höherentwicklung der Seele. Durch solche Einwirkungen gelangt sie zur Allgegenwart, zur vollkommenen Freiheit und Unendlichkeit.
Das Seelisch-Geistige ist der göttliche Keim, und die Materie ist der Schoß, in dem er sich durch herkulische Anstrengung entwickelt und aus dem er - gegen jede Wahrscheinlichkeit, so hat es den Anschein . herauswachsen muß. Wenn wir bedenken, welch kompliziertes Wesen der Mensch ist und welch gewaltige Aufgabe der Befreiung unausweichlich vor ihm liegt, sollten wir uns nicht wundern, wenn Konflikte innerhalb der Seele ( und dazu gehören auch die verschiedenen Formen der Depression) auftauchen. 

Bisher haben wir in diesem Kapitel die Natur des menschlichen Geistes besprochen und, bis zu einem gewissen Grad, die Aktionen und Reaktionen auf den unterschiedlichen Bewußtseinsebenen erklärt. Wir können daraus drei grundlegende Schlüsse ziehen:
 

1. Jeder Mensch ist eine duale Persönlichkeit.

2. Je nach dem Grad seiner fortschreitenden Entwicklung erfährt er nur eine kurze, begrenzte Zeit ein irdisches Glück, oder aber ein immer wachsendes Glück auf höheren Ebenen spirituellen Bewußtseins.

3. Der Mensch durchläuft einen kontinuierlichen Prozeß der Verwandlung oder Befreiung, in dessen Verlauf er sich aus einem begrenzten ego-zentrischen Wesen zu einem unendlichen spirituellen Wesen entwickelt.

Jedes menschliche Wesen ist von dem Augenblick an, in dem es in die stoffliche Welt der Materie eintritt, zu einer Art Hindernisrennen gezwungen. Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß dabei auf manche Menschen ein höherer Lohn oder Preis wartet, während andere große Schwierigkeiten zu überwinden haben und sich heftiger anstrengen müssen. Der Ablauf wird uns durch ein unerbittliches Gesetz zugemessen, das ganz genau Art und Umfang der erforderlichen Erfahrungen bestimmt. Das alles geschieht so, daß es genau der erreichten Position der Seele im unendlichen Spektrum des Bewußtseins entspricht. Müssen wir deshalb annehmen, daß Depressionen eine Fügung des Kosmischen Gesetzes sind, oder entstehen sie als zufällige Erkrankung des Geistes? Seelische Depressionen sind tatsächlich eine Fügung des Gesetzes, während Depressionen, die das Ego-Selbst betreffen, entweder durch tiefgehende Erschöpfung von Körper und Geist oder durch enttäuschtes ehrgeiziges Streben des Ego-Selbst auftreten. In diesem Kapitel wollen wir uns nicht zu sehr mit diesem letzten Problem beschäftigen, sondern uns vielmehr auf das spezielle Geschehen konzentrieren, das zwischen den endlichen (begrenzten) und den unendlichen Aspekten des Geistes stattfindet. Dieser Prozeß ist der Ursprung der seelischen Depression. Eine der bemerkenswertesten Schlußfolgerungen, die wir aus den drei Tatsachen über die Natur des menschlichen Geistes glaubten ziehen zu müssen, war die, daß der Mensch einen kontinuierlichen Prozeß der Befreiung seines begrenzten Ego-Selbst durchmacht und über verschiedene Bewußtseinsstufen zu einer Vereinigung mit seinem höheren Selbst geführt wird.

Dieses Hingezogenwerden zu einer höheren Bewußtseinsebene beraubt das dem Irdischen verhaftete Ego eines Teils seiner Macht, und wenn es diesen Entzug zum erstenmal spürt, entsteht ein Gefühl tiefer Angst. Der Patient hat für diese unterschwellige Angst keine Erklärung, denn er ist sich überhaupt keiner greifbaren Ursache bewußt, wie sie etwa bei finanziellen oder beruflichen Problemen, Eheschwierigkeiten, Fragen der körperlichen Gesundheit oder der Umwelt eine Rolle spielen. Zusätzlich spürt er noch ein inneres Gefühl der Bedrohung des Selbst, und gleichzeitig damit entsteht ein überwältigendes Gefühl der Hoffnungslosigkeit, Hilflosigkeit und Unsicherheit. In diesem Stadium ist es üblich, daß der Gedanke an Selbstmord immer stärker wird oder sogar Versuche zur Selbsttötung unternommen werden. Warum entstehen diese Gedanken an Selbstmord ? Der Grund ist, daß das Ego-Selbst die Menschen zu Gefangenen ihrer Gewohnheiten, Ängste, Hoffnungen und Ambitionen gemacht hat. Sie sind Gefangene ihrer Vorurteile, Meinungen, Begierden und Neigungen. Der Mensch strebt, arbeitet und plant innerhalb dieser engen Grenzen, um Freiheit, Glück und Sicherheit zu erlangen. Aber alles das entzieht sich ihm, weil die Gitter seines Gefängnisses die Anordnungen des Ego-Selbst sind, mit dem er sich fälschlicherweise identifiziert. Das Höhere oder Geistige Ich allein bietet aber vollkommene Freiheit und Sicherheit, doch dessen Impulse und also auch seine Aktionen werden häufig durch das beherrschende Ego blockiert, das weiterhin ganz stark alle Gedanken, Wünsche und Handlungen diktiert.

Der ständige Prozeß der Befreiung vom Ego, den wir bereits beschrieben haben, ist merkwürdigerweise der Grund, warum der Patient manchmal an Selbsttötung denkt. Es ist die natürliche Folge davon, daß das Gesetz der Befreiung daran arbeitet, die Kraft des Ego-Selbst abzubauen, um uns dabei zu helfen, daß wir frei und in Übereinstimmung mit der wahren Natur des spirituellen Selbst leben können. Dieses Gesetz stellt eine ernsthafte Bedrohung für die seit langem ausgeübte Vorherrschaft des Ego dar, die wahrscheinlich schon über viele Leben hinweg wirksam gewesen ist. Im Ego-Selbst entsteht ein Gefühl der Angst, und damit wird auch der Selbsterhaltungsinstinkt geweckt. Gleichzeitig läßt der sich bildende spirituelle Aspekt ein Gefühl der Frustration entstehen, weil der Mensch nun die grenzenlose Freiheit wahrnimmt, die ihm immer noch unerreichbar ist.

Am meisten quälen die Konflikte, die zwischen den Aktionen des Höheren Bewußtseins ( das versucht, immer höher zu steigen) und den energischen Versuchen der elementaren Kräfte des Ego-Selbst während des großen Abstiegs entstehen ( siehe Zeichnung auf Seite 37), die das Höhere Bewußtsein zurückhalten wollen, um den eigenen irdischen Herrschaftsbereich zu behaupten. Es ist bemerkenswert, wie in diesem Stadium der Geist des Ego starke und durchaus glaubwürdige Suggestionen gibt und damit versucht, seinen Kampf gegen die Übernahme durch das Gewicht beimessen. Sie erkannten, daß der physische Leib, körperliche Empfindungen, sinnliche Wahrnehmungen, Gedanken und Begierden etwas Unbeständiges, Vorübergehendes sind, und daß die Ursache für alles Leid und alles Böse in der emotionalen Bindung an diese Dinge zu suchen ist, die schon aufgrund ihrer Natur vergänglich sind und an denen kein dauerhafter Besitzanspruch geltend gemacht werden kann. Die grundlegende Aussage der Schriften beruht auf der einen Wahrheit, daß alles, was sich außerhalb des spirituellen Konzeptes befindet, unwirklich ist. Das bedeutet, daß es eine begrenzte Existenz besitzt und daher vergänglich ist. 

Die Lehren der großen Meister sollen dem Menschen zeigen, wie er sich vom Verlangen nach den sich stets verändernden illusorischen Gegenständen der äußeren Welt befreien und in den dauernden inneren Frieden des spirituellen Selbst flüchten kann. In den meisten Fällen ist der Mensch zu unwissend und zu sehr der sinnlichen Welt verhaftet, um sich darüber Gedanken zu machen, wie er sich davon befreien könnte. Deshalb darf er eine Zeitlang seine eigenen Wege gehen und die aufs Äußere gerichteten Ziele verfolgen. Aber letzten Endes wird doch das Gesetz wirksam, wonach alle Menschen eine spirituelle Bestimmung haben, die sie verwirklichen müssen. Der Mensch muß ganz gegen seinen Willen die irdischen Elementarkräfte bekämpfen, die ihn gefangenhalten.

Trotz allem, was wir über das Ego-Selbst gesagt haben, über seine Grenzen, seine Selbstsucht und seine Blindheit, muß festgestellt werden, daß seine Existenz und seine Wirkung unentbehrlich sind. Wie die dunkle, feuchte Erde für das einzelne Samenkorn, so ist auch das der Erde verhaftete Ego lebenswichtig für die Entwicklung des spirituellen Samens oder Keims. Es kann niemals eine vollkommene spirituelle Erleuchtung stattfinden, ehe sie nicht auf jeder Ebene des Bewußtseins verwirklicht und aufrechterhalten wurde, und zwar beginnend auf der niedrigsten Stufe. Manche mögen denken, es wäre wunderbar und viel leichter, wenn man einfach durch Meditation und Kontemplation den Zustand der inneren Ruhe herbeiführen könnte und Gott auf diese Weise erfahren dürfte. Es ist eine unendlich höhere Leistung und sehr viel realer, die Erleuchtung zu erlangen, indem man jede Ebene des Stofflichen und der Funktionen durchläuft. Es gibt keine Ebene, auf der sich nicht Gott befindet. In seinen Augen gibt es keine Abgrenzungen zwischen der irdischen und der geistigen Welt. Alles ist eine Wirkung der schöpferischen Kraft Gottes. Obwohl diese Welt in erster Linie eine Welt der Aktion und der Erfahrung ist und wir zeitweise ihre Gefangenen sind, muß es also irgend etwas von großem Wert geben. das wir von ihr erhalten können. Selbst wenn unsere Handlungen von Habgier, Angst, Zorn, Ehrgeiz, Bequemlichkeit, Ruhmes- oder Sicherheitsstreben bestimmt sind, muß eine Zeit kommen, die uns dazu zwingt, Versuche zu unternehmen, uns von der vergänglichen sinnlichen Welt zu befreien und den Aufstieg zu beginnen- An diesem Punkt entsteht aus den »Gegensätzen« der menschlichen Natur ein schmerzlicher Konflikt, der viel Angst, Frustration, Unsicherheit und Depression mit sich bringt. Dieser Konflikt ist tatsächlich der Ausdruck oder die Überwindung des niederen Selbst durch das Höhere Selbst auf der physischen Ebene. Wie wir gesehen haben, ist der »Kampf« der Depression deshalb nicht die Folge einer körperlichen oder geistigen Erkrankung, sondern es handelt sich dabei um die »Wachstumsschmerzen« des spirituellen Embryos, um den Beginn der großen Befreiung, um den ersten Schritt zur endgültigen Überwindung des ruhelosen, unersättlichen Ego-Selbst.

Wenn die Seele eine bestimmte Entwicklungsstufe erreicht hat, auf der sie mit der spirituellen Depression konfrontiert wird, kommt es zu anhaltenden und heftigen Auseinandersetzungen, in deren Verlauf gegensätzliche Erscheinungsformen des Selbst aufeinandertreffen. Diese Ereignisse sind die Vorbereitung für den Übergang auf eine neue Bewußtseinsebene. Das Opfer der Depression ist in Wirklichkeit der Schüler einer Schule, die ihn darauf vorbereitet, das reale Leben auf höheren Ebenen seines Daseins zu erfahren, eines wahrhaft gesegneten Daseins. 

Dies ist, so glaube ich, der Punkt, an dem wir unsere Analyse über die verschiedenen, untereinander im Widerspruch stehen den Bewußtseinsebenen abschließen können, ebenso die Erklärung über die Wege, die die Seele des Menschen geht, um ihre eigene völlige Hingabe und das letzte Aufgehen zu bewirken, so daß auf diese Weise das wahre Selbst vollkommen seiner unendlichen und ewigen Natur gewahr wird.

Wir widmen deshalb den Rest dieses Kapitels dem Vorhaben, den Opfern nicht nur zu einem vollständigen Verständnis ihrer Probleme zu verhelfen ( mit anderen Worten: Warum ihm dies geschieht), sondern wir zeigen auch praktische und wirksame Methoden, die ihm seine Situation erleichtern. Es kann gar nicht genug betont werden, daß es keine leichte Aufgabe ist, weder für den Heiler, der sich darum bemüht, seine Patienten zu unterrichten, bis sie sich wieder zurechtfinden, und zu ermutigen, sich streng an die Ratschläge und die empfohlenen Übungen zu halten, noch für die Opfer, die Mut und Entschlossenheit zeigen müssen, um den Ängsten und Forderungen des Ego-Selbst entgegenzutreten, bis es den Kampf aufgibt. 

Wir wollen uns zuerst mit der Ausgangssituation des Heilers beschäftigen. Die große Bedeutung, die ein starker Rapport zum Patienten hat, ist vergleichbar mit dem Fundament für den Hausbau. Man erreicht dieses Ziel am besten, indem man den Leidenden zuerst ausführlich und ohne ihn zu unterbrechen über seine Erfahrungen sprechen läßt. Der Heiler hört nur zu und gibt deutlich sein Interesse und seine Sympathie zu erkennen. In diesem frühen Stadium sollte man niemals versuchen, irgendeine Aussage des Patienten in Zweifel zu ziehen, denn es hat sich erwiesen, daß der beste Zuhörer auch der beste [Heiler ist]... Text unvollständig